Erkunden Sie mit mir den Starnberger See auf dem neuen Katamaran “Seeshaupt” – dem Paradeschiff der Schiffsflotte. Wir sehen die Votivkapelle und das Holzkreuz. Das steht an der Stelle, an der der sagenumwobene Märchenkönig Ludwig II. am Pfingstsonntag, 13. Juni 1886, auf mysteriöse Weise ums Leben gekommen ist. Selbstmord? Attentat? Unfall?
Ludwig, der spätere Märchenkönig Ludwig II., war ein exzellenter Reiter und liebte es, mit seiner schönen Cousine Elisabeth, der späteren Kaiserin Sissi von Österreich, in Possenhofen auszureiten.
Weiter gehts vorbei an Villen vieler Prominenter wie einst Vico von Bülow (berühmt als Loriot). Sehenswert ist das “Museum der Phantasie” in Bernried. Es beheimatet diverse Sammlungen wie Volkskunst und die klassische Moderne von Lothar-Günther Buchheim. Er war der Autor des weltberühmten Buchs und der weltbekannten Filme “Das Boot“.
Lothar-Günther Buchheim war Kriegsberichterstatter im II. Weltkrieg in einem U-Boot. Nach seiner Rettung bei Gibraltar schrieb er über seine Erlebnisse ein Buch und nannte es “Das Boot”. In den Bavaria Film Studios wurde “Das Boot” großartig und mit ergreifenden Szenen verfilmt.
Das Buch “Das Boot” wurde in sämtliche Sprachen übersetzt und sogar mehrfach verfilmt. Das U-Boot ist in den Bavaria Filmstudios in 82031 Grünwald-Geiselgasteig anlässlich einer Film Tour zu besichtigen.
Vom Wasser aus sieht man die Stadt Starnberg mit Schloss, dem populären Strandcafé Undosaund dem Katamaran, mit dem man eine 3-stündige Seerundfahrt machen kann. So eine Schifffahrt ist ein schöner Mix aus guter Luft, Sonnenbaden im Liegestuhl an Deck und bayerischer Kultur.
Katamaran auf dem Starnberger See “Seeshaupt“
Schloss Berg (in Privatbesitz von Herzog Franz von Bayern, dem Chef des Hauses Wittelsbach)
Lustschlösschen “Casino” auf der Roseninsel
Die Roseninsel
Bayerns Könige bauten ihre Schlösser vorzugsweise dort, wo einem die landschaftliche Schönheit den Atem raubt. Am Starnberger See bei Feldafing hinterließen sie ein kleiner, aber feines Paradies, das nicht viele kenne: Ein kurioses „Casino“ mit Rosengarten auf der Insel Wörth.
Im Jahre 1850 kaufte König Maximilian II die Insel von der Fischerfamilie Kugelmüller zum Preis von 3000 Gulden, um sich dort ein ruhiges Sommer Domizil zu schaffen. Die gärtnerische Gestaltung übernahm Peter Joseph Lenné, einer der bedeutendsten Gartenarchitekten der 19. Jahrhundert. Sein Rosengärtchen mit hunderten von edlen Duftrosen und einer fünf Meter hohen, blau-weißen Glassäule in dessen Mitte gab der Insel ihren heutigen Namen: Roseninsel. Das nur im Sommer genutzte Lustschlösschen wurde „Casino“ genannt. Italienisch und gleichzeitig bayerisch sollte es aussehen, so der Auftrag des Königs.
Mit Witz und handwerklichem Geschick schuf Kreuter ein charmantes Capriccio, das als Unikum in die Architekturgeschichte einging – eine kuriose Kreuzung aus italienischer Villa und bayerische Alpenhaus, die schnell zum Prototyp einer Landhausvilla am Starnberger See avancierte. Nach dem frühen Tod Maximilians nahm sich dessen Sohn, Märchenkönig Ludwig II, der Erhaltung des Inselparadieses an. Unzählige Stunden verbrachte der Märchenkönig im Rosarium auf der Flucht vor der Wirklichkeit. Auch für Kaiserin Elisabeth, seine Kusine, stellte die Mini-Insel zeitlebens einen Lieblingsort dar.
Schon als junge Prinzessin war sie oft von Schloss Possenhofen aus dorthin geschwommen. In späteren Jahren traf sie sich hier oft mit Ludwig zu Rendezvous, denn beide waren eigenbrötlerisch veranlagt und hatten Schwierigkeiten, sich den Regeln des Hofes zu unterwerfen. Die Roseninsel bot ihnen Zuflucht, hier konnten sie ihre Zurückhaltung ablegen und ein wenig Normalität und Unbeschwertheit in ihr Leben bringen. Nach Ludwigs Tod geriet das Eiland in Vergessenheit. Erst zur Jahrtausendwende gab ein engagierter Förderkreis den Anstoß für die Rettung des kunstgeschichtlichen Kleinods. Heute erstrahlen Rosengarten, Casino und Gärtnerhaus wieder in ursprünglicher Pracht. Und weil alles wieder so schön idyllisch und romantisch ist wie zu Sissis und Ludwigs Zeiten, kann man auf der Roseninsel auch (standesamtlich) heiraten.
Bayern verdankt König Ludwig II. seine bekanntesten Sehenswürdigkeiten
König Ludwig II. bewegt nach über 135 Jahre nach seinem mysteriösen Tod die Herzen der Menschen. Zeit seines Lebens zog der scheue Monarch die bayerischen Berge und seine „Märchenschlösser“ dem lauten Stadtleben in München vor. Das erste und bedeutendste Schloss Ludwigs, Neuschwanstein, ist gebaute Kulisse für Richard Wagner’ s Opern “Tannhäuser” und “Lohengrin”.
Schloss Linderhof im malerischen Graswangtal ist der einzige Schlossbau, den Ludwig vollendete und auch intensiv nutze. Im Jahr 1878 wurde mit der Herreninsel im Chiemgau der geeignete Ort gefunden, um das Schloss des französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV. in Versailles nachzubauen.
Meine informative, geschichtsträchtige Stadtbesichtigung auf den Spuren des “Märchenkönigs” führt Sie von der königlichen Residenz durch die Brienner Straße zum Sommerschloss Nymphenburg mit Marstallmuseum und seinen kostenbaren Kutschen und schließlich zu seiner Grablege in der Gruft der Michaelskirche. Ich erzähle vom zwiespältigen Verhältnis des jungen Ludwigs zu München und der Regierung unter dem Thronfolger und späteren König Ludwig II. Sie erfahren von seinen exzentrischen Wünschen und Träumen. Warum hat er beispielsweise die Welt des Orients im Maurischen Kiosk in Schloss Linderhof oder in einem zauberhaften Wintergarten auf dem Dach der Residenz inszeniert? Wie kam es zu seinem Schachen-Pavillon im Schweizer Chalet-Stil auf 1900 Meter Höhe? Wieso trugen dort der König und seine Diener türkische Tracht und rauchten Wasserpfeife in einer alpinen Umgebung?
Ludwig über sich selbst:
„Ein ewig Rätsel will ich bleiben“
Am 25. August 1845 läuteten in ganz München die Kirchenglocken. Mit 101 Kanonenschüsse wurde den Bürgern die lang ersehnte Geburt des Stammhalters von Kronprinz Maximilian und seiner Frau Marie (einer Prinzessin von Preußen) verkündet. Drei Jahre später kam sein einziger Bruder auf die Welt. Das war Otto, der nach dem unglückseligen Tod von Ludwig II. selbst König wurde. Otto konnte wegen einer Geisteserkrankung nicht regieren, sondern lebte bis zu seinem Tod in Schloss Fürstenried.
Für König Ludwig II. und seinen Bruder Otto regierte vom 10. Juni 1886 bis zum 12.12.1912 ihr Onkel, Prinzregent Luitpold von Bayern.
Kronprinz Ludwig kam am 25. August 1845 im Schloss Nymphenburg zur Welt. Bayern verdankt dem Märchenkönig seine bekanntesten Sehenswürdigkeiten: Schloss Neuschwanstein, Schloss Linderhof und Schloss Herrenchiemsee. Er starb an Pfingstsonntag, 13. Juni 1886, unter geheimnisumwitterten Umständen im Starnberger See.
Während unserer Stadtführung besuchen wir in Schloss Nymphenburg unter anderem Ludwig ‘s Geburtszimmer und den „Steinernen Saal“. Im diesem Festsaal fand einen Tag nach Ludwigs Geburt die Taufe des Neugeborenen durch den Erzbischof von München und Freising statt. Taufpaten waren König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen und – in Abwesenheit – König Otto von Griechenland. Der königliche Großvater Ludwig I. setze für den an seinem Geburts- und Namenstag, dem Tag des heiligen Ludwig, geborenen Enkel seinen Namen Ludwig als Rufnamen durch. Der kleine Kronprinz wurde auf die Namen Otto Friedrich Wilhelm Ludwig getauft.
Im Hauptschloss Nymphenburg betrachten wir das Gemälde vom Starnberger See mit Schloss Berg. Am Starnberger See verbrachte Ludwig einst schöne Stunden an einem seiner Liebingsplätze auf der anderen Seite von Schloss Berg. Im kleinen “Casino” auf der Roseninsel empfing der König Gäste wie den Komponisten Richard Wagner, Kaiserin Elisabeth vonÖsterreich oder die Zarin Maria Alexandrowna.
“Casino” auf der Roseninsel
Wir spazieren durch das Marstallmuseum mit Prunkkutschen (darunter der sogenannte Hochzeitswagen des Märchenkönigs). Ich erkläre Ihnen die Gemälde von Ludiwg’ s Lieblingspferden und Prunkgeschirren sowie seine „Nächtlichen Schlittenfahrten“.
Im Marstallmuseum in Schloss Nymphenburg beeindruckt die Sammlung von Prunkwagen, Prunkschlitten und kostbar ausgestatteten Kutschen von König Ludwig II.
Mit 15 Jahren durfte Kronprinz Ludwig zum ersten Mal ins Theater zu einer Aufführung der Oper „Lohengrin“ gehen. Die Begegnung mit dem Werk Richard Wagners hat das künftige Leben des jungen Ludwig nachhaltig geprägt. Fortan wurde er ein überaus großzügiger Förderer Richard Wagners. Nach Möglichkeit besuchte er die Uraufführungen der Opern Tristan und Isolde, der Meistersinger von Nürnberg, Rheingold und Die Walküre im Königlichen Opernhaus, dem heutigen Nationaltheater.
In der Residenz sehen wir das Portrait König Ludwig II. im Krönungsornat mit der Collane des St. Hubertus-Ritterordens und bestaunen in der Schatzkammer die wertvolle Sankt Georg’s Statuette, das Prunkstück dieser kostenbaren Sammlung.
Die St. Georg’s Ritterstatuette ist ein einzigartiges Kunstwerk von Goldschmieden aus München und Augsburg und wurde in einem Zeitraum von 10 Jahren hergestellt. Sie enthält 2000 Diamenten, 200 Rubine und vier Perlen in Birnenform. In einer kleinen Schublade befand sich eine St. Georg’s Reliquie.
Dazu gehört die Prunkkette und das St.-Georgs-Ritterorden-Schwert. König Ludwig II. hat ausgewählte Prunkgefäße ausBergkristall bei den Festbanketten anlässlich der Georgi-Ritter-Feste im St. Georgs-Rittersaal auf eigens errichteten Kredenzen präsentieren lassen. Im sogenannten „Großen Wintergarten” mit künstlichem See auf dem Dach der Residenz träumte der scheue König von einer besseren, einer anderen Welt.
Im Cuvilliéstheater, dem schönsten Rokoko-Theater der Welt, hat der König ebenfalls Separatvorstellung von 1872 – 1885 beigewohnt, teilweise mit seiner Verlobten und Cousine Prinzessin Sophie, Tochter des Herzogs Max in Bayern.
Das zauberhafte Cuvillliés-Theater ist ein Rokoko-Juwel und wurde gegen 1750 von Architekt Francois de Cuvillliés d. Älteren im Auftrag von Kurfürst Max III. Josef errichtet.
ENGLISH
The Cuvilliés Theater, named after its creator Francois Cuvilliés the Elder, was built between 1752 and 1755. It was destroyed in the Second World War, but the unique South German Rococo styled interior had been removed beforehand and stored in a safe place outside. It was inaugurated in 1958 for Munich’ s 800th anniversary of foundation in 1158. This magical rococotheatre was closed for many years and reopened in 2008 for the 850th anniversary of the city’s founding. It now offers a perfect backdrop of performances.
This splendid Paris Coronation Coach was used for the coronation of the emperor Karl Albrecht in 1742
The well-known Marstallmuseum has state coaches, sleights and riding equipment used by the Bavarian rulers. On the picture below you may have a glimse of the Paris Coronation Coach, which was used for the coronation of the emperor Charles VII in 1742 in Francfort/M. Among the main highlights of this museum are the magnificent vehicles that belonged to King Ludwig II. On the upper floor is the exquisit Bäuml Collection, which is an almost complete record of the products of the Nymphenburg Procelain Manufactory from 1747 – 1930.
Marstallmuseum
Am 25. August 1867, dem Geburts- und Namenstag von König Ludwig II., wurde der Grundstein zum Neuen Rathaus am Marienplatz gelegt. Zudem wurde die Statue König Ludwig II. an der Hauptfassade von einem Bildhauer modelliert.
Unter König Ludwig II. gelang die Fertigstellung des vom Vater begonnenen Maximilianeums.
Im Hofbräuhaus befindet sich der König Ludwig-Stammtisch.
Im Karl-Valentin-Musäum gibt es im Turmstüberl ein festes König-Ludwig-Eck und eine kleine Sammlung von Ludwig-Kitschpostkarten von Karl Valentin.
Am Karolinenplatz hat Ludwig seine früheste Kindheit im Palais Törring-Jettenbach verbracht. In der Brienner Straße hat der feinsinnige Schwärmer für Komponist Richard Wagner und Cosima von Bülow eine Villa finanziert.
In der Krypta in St. Michael fand König Ludwig II. neben seinem Bruder Otto und 41 Wittelsbachern seine Ruhestätte. Königstreue legen zu Gedenktagen rote Rosen auf den mächtigen Sarkophag.
Barbara Schöne – Ihre Stadtführerin in und um München
Ich bin eine stille Verehrerin von König Ludwig II., seinem großartigen Pioniergeist und Lebenswerk, ohne dessen Passion für die Musikdramen von Richard Wagner es keine Richard-Wagner-Festspiele in Bayreuth geben würde. Diese durfte ich von 1967 bis 2010 mit kleineren Unterbrechungen mit viel Herzblut besuchen – einfach unvergessen.
PS Die Biografie von König Ludwig II. habe ich unter Attraktionen/Exkursionen auf dieser Website eingestellt – bei Interesse bitte anklicken und durchlesen -:)
Das Hauptschloss Nymphenburg wurde ab 1664 nach der Geburt des lang ersehnten Thronfolgers Max Emanuel von italienischen Architekten vor den Toren von München erbaut.
Biographie
Am 25. August 1845 wurde der legendäre Kronprinz Ludwig und spätere Bayernkönig Ludwig II in Schloss Nymphenburg geboren. Seine eigentliche Heimal lag jedoch in den bayerischen Bergen. Am wohlsten fühlte er sich in der Bergeinsamkeit. Ludwig II. regierte in Bayern von 1864 bis 1886. Der Märchenkönig Ludwig II. starb am Pfingstsonntag, 13. Juni 1886, unter bisher mysteriösen Umständen zusammen mit seinem Gutachter Dr. Bernhard von Gudden im Starnberger See.
König Ludwig II. im kostbaren Umhang aus mit Goldfäden besticktem Samt und Hermelin (G. Schachinger)
Ein ewig Rätsel
Der Mythos bildete sich schon zu Lebzeiten des Königs. “Ein ewig Rätsel will ich bleiben mir und anderen” hatte Ludwig einst seiner Erzieherin geschrieben. Dieses Rätselhafte fasziniert die Menschen noch heute.
Der Dichter Paul Verlaine nannte Ludwig II. den “einzigen wahren König dieses Jahrhunderts”. Der menschenscheue Träumer, das Gegenbild eines Bürgerkönigs, ist noch heute als “der Kini” in Bayern präsent und wird als Idol verehrt.
Schloss Linderhof war das Lieblingsschloss des baufreudigen Königs. Vor dem Schloss ist die vergoldete Liebesgöttin Venus inmitten eines großzügigen Wasserbassins dargestellt.
Seine Schlösser sollte nie ein Fremder betreten. Seit dem Tode König Ludwigs II. wurden sie bisher von mehr als 60 Millionen Menschen besucht. Die drei Königsschlösser sind steinerne Zeugen der idealen Gegenwelt, die der König sich in Abwendung von der Gegenwart errichtete. Sie wurden die Bühne seines Lebens als König von Gottes Gnaden.
An dem Versuch der Selbstverwirklichung im Historischen, im Poetischen und im Idealen ist Ludwig II. schließlich gescheitert. Um seinen myseriösen Tod haben sich viele Legenden gebildet. In einem privaten Film wollte ein Königstreuer 2018 im Gemeindehaus in Putzbrunn sogar darlegen, dass König Ludwig II im Starnberger See rücklings erschossen wurde. Die offiziele Version spricht davon, daß der König seinen Tod der Rückkehr in die Wirklichkeit vorzog.
Kronprinz Ludwig
Portrait des jungen Ludwig (W. Tauber)
Der Geburtstag des Kronprinzen fiel auf den Tag des heiligen Ludwig IX., König von Frankreich und Stammvater des Hauses Bourbon. König Ludwig I. von Bayern, sein Großvater und Taufpate, war auch am 25. August geboren worden. König Ludwig I. hat also Ludwig XVI. von Frankreich zum Paten gehabt. Für das Selbstverständnis des Kronprinzen blieb diese Beziehung zum Königshaus der Bourbonen zeitlebens bedeutsam.
Ludwig und sein jüngerer Bruder Otto wurden streng und pflichtbetont erzogen. Die Eltern waren König Maximilian II. von Bayern und seine preußische Gemahlin, Königin Marie. Die Eltern hielten Distanz zu ihren Söhnen.
“Ludwig kostümierte sich gern … Ludwig zeigte Freude am Theaterspielen, liebte Bilder und dergleichen … Ludwig schenkte gern anderen von seinem Eigentum, Geld und Sachen” vermerkte die Mutter. All das blieb so. Auch die starke Phantasie, der Hang zur Solitude und sein ausgeprägtes Hoheitsgefühl sind bei Ludwig von Kindheit an überliefert.
König Ludwig II. wurde als junger König von Bayern in seiner Paradeuniform mit Hermelinumhang portraitiert (F. v. Piloty)
Der junge König
Nach dem plötzlichen Tod seines Vaters König Maximilian II bestieg Ludwig mit erst 18 Jahren 1864 den Thron. Der jugendliche Ludwig war ohne Lebens- und Politikerfahrung. Von den Frauen, insbesondere von Europas Prinzessinnen, wurde Ludwig schwärmerisch verehrt.
Im Rückblick äußerte er 1873: “Ich bin überhaupt viel zu früh König geworden. Ich habe nicht genug gelernt. Ich hatte so schön angefangen, Staatsrecht zu lernen. Plötzlich ward ich herausgerissen und auf den Thron gesetzt. Nun, ich suche noch zu lernen …”
Schon 1866 erlitt Ludwig II. die größte Niederlage seines Lebens. Das expandierende Preußen besiegte 1866 im “Deutschen Krieg” Österreich und das Königreich Bayern. Seitdem war Bayern außenpolitisch von Preußen abhängig. Damit hat König Ludwig II. seine Souveränität verloren und war nur noch ein “Vasall” seines preußischen Onkels.
Richard Wagner
Die Musikdramen und Schriften Richard Wagners begeisterten bereits den Kronprinzen. Mit 14 Jahren durfte er zum erten Mal die Oper “Lohnegrin” besuchen. Er war fortan fasziniert von der Persönlichkeit Richard Wagners und dessen Umfeld mit der schönen Cosima von Bülow (Tochter des Komponisten Franz Liszt). Ludwig beschloss, den Komponisten nach München zu holen, sobald er König sei. Die Festspielidee faszinierte den romantischen Monarchen. 1864 ließ der junge König den sächsischen Komponisten Wagner zu sich rufen und rettete ihn damit aus größter Not und dem Schuldturm in Wien.
“… Heute wurde ich zu ihm geführt. Er ist leider so schön und geistvoll, seelenvoll und herrlich, dass ich fürchte, sein Leben müsse wie ein flüchtiger Göttertraum in dieser gemeinen Welt zerrinnen. Von dem Zauber seines Auges können Sie sich keinen Begriff machen. Wenn er nur leben bleibt! Es ist ein unerhörtes Wunder!” schwärmte der Komponist nach der ersten Begegnung in München.
Dank der großzügigen finanziellen Unterstützung König Ludwig II. für Richard Wagner entstanden viele weltberühmte Opernwerke und das Festspielhaus in Bayreuth, Fotografie F. Hanfstaengl
In den folgenden Jahren wurde München durch die Uraufführungen von “Tristan und Isolde” (1865), “Die Meistersinger von Nürnberg” (1868), “Das Rheingold” (1869) und “Die Walküre” (1870), zur Musikhauptstadt Europas. Ludwig II. führte damit die mäzenatische Tradition des Hauses Wittelsbach glanzvoll fort.
Wagner allerdings musste München schon Ende 1865 verlassen, da er sich in Regierungsgeschäfte einmischte. Zudem lebte er auf Kosten des romantischen Königs verschwenderisch wie ein Fürst. Später verwahrte sich Ludwig II. auch gegen antisemitische Äußerungen des Freundes. Am kostspieligen Dienst für das Genie Wagner hielt der König allerdings fest.
Das für München geplante monumentale Festspielhaus wurde in stark vereinfachter Form in Bayreuth errichtet und 1876 mit dem Zyklus “Der Ring des Nibelungen” eingeweiht. 1882 wurde in Bayreuth “Parsifal” uraufgeführt. Ohne das Engagement König Ludwigs II. hätte es die Bayreuther Festspiele nie gegeben. Für diese wegweisenden Entscheidungen unseres Märchenkönig bin ich als Wagnerianerin heute noch aus tiefstem Herzen dankbar.
Gegenwelt
Ludwig II. war durchdrungen von der Idee eines heiligen Königtums von Gottes Gnaden. In der Realität war er ein konstitutioneller Monarch. Er war ein Staatsoberhaupt mit Rechten und Pflichten und geringen Spielräumen. Er begann mit der Errichtung seiner drei Königsschlösser in Linderhof, Hohenschwangau und auf der Herreninsel. Mit dem Schlösserbau kreierte sich der König seine Traumwelt. Er lebte in einer unrealistischen Gegenwelt, in der er sich als wahrer König empfinden konnte. Seit etwa 1875 lebte der König nachts und schlief am Tage.
Bereits 1868 entstanden von Theatermalern geschaffene Idealentwürfe für eine “Neue Burg Hohenschwangau” hoch über dem beschaulichen Hohenschwangau seines Vaters. Der erste Entwurf zeigte einen “Byzantinischen Palast” und eine Kopie von Versailles.
Das Prunktreppenhaus in Schloss Herrenchiemsee wurde noch prächtiger und großzügiger errichtet als das Treppenhaus von Sonnenkönig Ludwig XIV. von Frankreich in Versailles.
Die “Neue Burg” (heute Schloss Neuschwanstein genannt) versetzte den scheuen König in das christliche Königtum des Mittelalters. Ab 1878 wurde das neue Versailles Herrenchiemsee errichtet. Es vergegenwärtigte den barocken Absolutismus der bourbonischen Könige Frankreichs, die Ludwig sehr verehrte.
Schloss Linderhof war das Lieblingsschloss des baufreudigen Königs. Vor dem Schloss ist die vergoldete Liebesgöttin Venus inmitten eines Wasserbassins dargestellt.
Linderhof im Graswangtal wurde ab 1869 zu einem Sammelplatz für Illusionen verschiedenster Herkunft. Dort wurde die modernste Technik unter anderem durch Herrn Siemens unterstützt. Werner von Siemens ist der Gründer des größten deutschen Unternehmens für Elektrik und Elektronik von heute.
Nächtliche Schlittenpartie Ludwigs II. (R. Wenig)
Auch bei der Folge fantastischer Kutschen und Schlitten wurde modernste Technik verwendet. Der romantische träumerische König ließ sich gerne nachts kutschieren. Die Schlittenbeleuchtung war eine mit Batterie betriebene Laterne.
Gegenüber dem Aufenthalt in den Bergen wurden seine Tage in München immer kürzer. Ludwig II. wollte auch in München seine Gegenwelt aufrechterhalten. Dabei halfen ihm die “Separatvorstellungen” im Hoftheater. Die Opern- und Schauspielaufführungen wurden nur für den König allein aufgeführt. Er hatte sich zwei Tage vor der Hochzeit mit seiner Verlobten getrennt. Seine junge Cousine Prinzessin Sophie in Bayern war untröstlich. Auch ihr Leben verlief anders als von den liebenswerten Eltern geplant.
Königshaus am Schachen
Ab 1870 ließ Ludwig II. ein Ferienhaus im Schweizer Chalet-Stil auf der Schachenalm im Hochgebirge auf knapp 1900 Metern Höhe errichten und eine Zufahrt von Elmau aus anlegen. Die grandiosen Hochgebirgseindrücke der bayerischen Alpen faszinierten Ludwig. Das Erdgeschoss wurde mit wertvollem Zirbelholz getäfelt. Eine Wendeltreppe geht hinauf in einen hohen Raum. Dieser ist üppig mit vergoldetem Ornament ausgeziert und von großen bunten Glasfenstern phantastisch beleuchtet. Kostbare Teppiche sind ausgelegt. In diesem “Maurischen Saal” ließ der König Ideen aus einem historischen Saal im Palast des Sultans Selim II. verwirklichen. An den Wänden hängen prunkvolle Leuchter, in der Mitte befindet sich ein Springbrunnen, daneben stehen Vasen mit Straußenfedern, bunt verglaste Fenster tauchen den Saal in ein Farbenmeer. Ludwig und seine Diener trugen hier türkische Tracht und rauchten Wasserpfeife anlässlich seines Geburtstages am 25. August. Die Iden zum orientalischen Dekor entdeckte der schwärmerische König in einem britischen Buch, da er sich gern und oft mit den Kulturen des Orients beschäftigte.
Auf unserer rund 2-stündigen Auto- / Busrundfahrt erzähle ich Ihnen als Gästeführer die Geschichte des Königshauses. Sie erfahren Details aus dem ungewöhnlichen Leben des schwärmerischen Königs sowie über die technischen und politischen Schwierigkeiten beim Bau der “Burg”. Sofort nach dem mysteriösen Tod des knapp 42jährigen Königs wurde der Bau eingestellt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. An Pfingstsonntag, 13. Juni 1886, waren der König und sein Leibarzt Dr. von Gudden von einem Spaziergang am Starnberger See am Abend nicht nach Schloss Berg zurückgekehrt. Ein Suchtrupp wurde losgeschickt. Der Leibfischer Ludwigs, Jakob Lidl an der Spitze, fischte die beiden leblos aus dem Starnberger See und erkannte eindeutig den Psychiater und seine Majestät. Was wirklich passiert ist, ist der Öffentlichkeit nicht bekannt. Die einzig wahre Geschichte wird es wohl nie geben.
Auf einen harten Fels gebaut steht Schloss Neuschwanstein hoch über der Pöllatschlucht mit grandiosem Blick hinüber zum Forgensee, Alpsee und nach Füssen.
Barbara Schöne, Reiseleiterin und Gästeführerin seit 40 Jahren
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