Lenbachhaus: Auf den Spuren des „Blauen Reiters“
Die Münchner Kunstszene um 1900 – ein Rundgang durch die Pioniere der abstrakten Malerei
Als Ironie des Schicksals kann man es bezeichnen, dass heute die weltgrößte Sammlung der Kunstbewegung “Der Blaue Reiter” ausgerechnet in der Villa des im 19. Jahrhundert weltberühmten Malerfürst Franz von Lenbach beheimatet ist. DIE Instanz in München für Kunst, das Oberhaupt der Künstlervereinigung Allotria, hatte nämlich die avantgardistischen Maler des “Blauen Reiter” aus der Vereinigung hinausgeekelt.
Eine weltweit einzigartige Sammlung – ein Must-See für Kunstliebhaber.
Die Idee zu diesem Namen entstand laut Wassílí Kandinsky so: “Den ‘Blauen Reiter’ erfanden wir am Kaffeetisch in der Gartenlaube in Sindelsdorf. Beide liebten wir Blau. Franz Marc die Pferde, ich die Reiter. So kam der Name von selbst.” Der Wille aus der Konventionen auszubrechen war die treibende Kraft der expressionistischen Maler. “Nicht die Form, die Materie, ist das Wichtigste, sondern der Inhalt, der Geist.” so Kandinky weiter.
In ihrer Formensprache verabschiedeten sich die Künstler vom Realismus und malten expressiv in kräftigen Farbtönen und zunehmend abstrakt. Damals sorgten die Gemälde für heftige Reaktionen und Diskussionen, denn die zumeist konservativen Besucher waren derart moderne Kunst nicht gewohnt und machten das auch deutlich: Sie spuckten auf die Bilder oder zerkratzen ihre Rahmen. Waren das die Vorläufer der „Klima-Kleber“?
Heute ist das Lenbachhaus eines der meistbesuchten Museen Münchens. Der wegen der überbordenden Anzahl an Besuchern notwendig gewordene Anbau wurde vom britischen Star-Architekt Sir Norman Foster realisiert und 2013 fertiggestellt. Die goldene “Schatulle” ist jetzt Heimat der Gabriele Münter-Schenkung, eine der aufregendsten Sammlungen der Kunstrevolutionäre und Pioniere der modernen Malerei. Mehr als 300 Werke von Wassili Kandinsky, Gabriele Münter, Franz Marc, Alexej Jawlensky, Marianne Werefkin, Paul Klee… sind heute dort ausgestellt.
Die Künstlergruppe „Blauer Reiter“ fand um die Jahrhundertwende in München zusammen. Die Mitglieder zählen zu den bedeutendsten Vertretern der künstlerischen Avantgarde zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Ihre Bilder brachen mit vielen Konventionen. Dafür gab es nicht immer nur Applaus sondern öffentlich viel Kritik.
Der „Blaue Reiter“ beschritt einen ganz neuen Weg in der Kunst: weg von der naturgetreuen Darstellung hin zu einer Beschreibung des inneren Erlebens. Die Malerinnen und Maler, die sich dieser neuen Kunstauffassung verbunden fühlten und ihre zunehmend abstrakten Bilder zunächst in München und später in ganz Europa ausstellten, waren August Macke, Gabriele Münter, Franz Marc, Marianne von Werefkin, Alexej Jawlensky, Alfred Kubin, Paul Klee, der Komponist und Maler Arnold Schönberg, Heinrich Campendonk und Robert Delaunay. Das Lenbachhaus in München besitzt die weltweit größte Sammlung zur Kunst des „Blauen Reiters“.
München zog als Kunstmetropole um die Jahrhundertwende Kunstschaffende aus aller Welt an. In den Malschulen, Ateliers und Salons in Schwabing und der Maxvorstadt begegneten sich die Mitglieder des „Blauen Reiters“ wie die beiden Malerpaare Jawlensky und Werefkin sowie Kandinsky und Münter, hier wurden Kandinsky und Marc Freunde, hier schlossen sich Macke und Klee der Künstlergruppe an. Und Sponsoren wie Bankiers und Verleger waren begeisterte Gäste in den Salons, die insbesondere Marianne von Werefkin veranstaltete.
Bei gemeinsamen Ausflügen und gegenseitigen Besuchen entdeckten die Künstler die Landschaft rund um Murnau und das bayerische Alpenvorland für sich. Kandinsky und Münter bezogen eine Villa in Murnau, in der Münter bis zu ihrem Lebensende 1962 lebte und die noch heute besichtigt werden kann.
Die ländliche Gegend inspirierte die Gruppe zu ganz eigenen Ausdrucksformen. Auch der Name „Blauer Reiter“ ist – wie gesagt – bei einem der zahlreichen Aufenthalte im Oberland entstanden. In Kandinskys Aufzeichnungen findet sich dazu folgender Eintrag: „Den ‘Blauen Reiter’ erfanden wir am Kaffeetisch, in der Gartenlaube in Sindelsdorf; beide liebten wir Blau. Franz Marc die Pferde, ich die Reiter. So kam der Name von selbst. (…).“
Die beiden Ausstellungen des Blauen Reiters in München in den Jahren 1911 und 1912 waren keine Publikumserfolge. Die Gäste hatten damals wenig Verständnis für Kandinskys Improvisationen oder Marcs bunte Tiergestalten. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs löste sich die Gruppe auf: Macke und Mark fielen 1916 an der Front, Kandinsky musste als russischer Staatsbürger in seine Heimat zurückkehren.
Gabriele Münter ist es zu verdanken, dass viele Bilder aus dieser aufregenden künstlerischen Epoche als Zeugnisse der Klassischen Moderne bis heute erhalten sind. 1957, zu ihrem 80. Geburtstag, vermachte sie der Städtischen Galerie im Lenbachhaus eigene Bilder und solche ihrer Künstlerfreunde, insgesamt über 1.000 Werke. Darunter befanden sich zahlreiche Meisterwerke von Kandinsky, die sie über den Zweiten Weltkrieg gerettet hatte. 1965 kamen durch eine weitere Schenkung Gemälde von August Macke und Franz Marc dazu.
Außer im Lenbachhaus sind Bilder des Blauen Reiters auch unweit von München im Schlossmuseum in Murnau, im Franz Marc Museum in Kochel am See und im Museum Penzberg zu sehen.
Farben! Farben! Farben!
Das Leuchten von Werken wie Wassily Kandinskys “Impression III (Konzert)” oder Franz Marcs “Kühe, rot, grün, gelb” von 1911 sind sehr eindrucksvoll. Ein Besuch des Lenbachhauses mit mir als Ihre Museumsführerin ist m. E. für jeden Münchner wie auch für jeden kunstinteressierten Touristen ein absolutes MUSS. Die Münchner lieben das reichhaltige Oeuvre der Künstlergruppe “Blauer Reiter” rund um Kandinsky, Münter & Co. Und ganz besonders die Werke von Franz Marc (1880 – 1916), der mit seinen Tierbildern Kunstgeschichte geschrieben hat.
Um 1900 war Schwabing ein Eldorado der Avantgarde. In der Ainmillerstrasse und rund um die Friedrichstraße lebten und wirkten auch die Mitglieder der Künstlergruppe „Der Blauer Reiter“. Sie verliehen ihren Emotionen mit neuen Farben und Formen Ausdruck. Sie zeichneten sich durch eine Reduktion auf geometrische Formen und Farben aus. Das war neu. Das war revolutionär.
Der im Mai 2013 fertiggestellte und in Messing verkleidete Neubau des Lenbachhauses ist ein architektonisches Highlight und bietet Besuchern Münchner Malerei des 19. Jahrhunderts. Dazu kommt der spannende Parcours durch die einmaligen Meisterwerke der Künstlergruppe „Der Blaue Reiter“.
Das Lenbachhaus besitzt die weltweit größte Sammlung zur Kunst des “Blauen Reiters”, einer der bedeutendsten Künstlergruppen der Klassischen Moderne. Die Pioniere der abstrakten Kunst waren Wassily Kandinsky, Tiermaler Franz Marc, Gabriele Münter, Alexej von Jawlensky und Marianne von Werefkin. Dieser Künstlerkreis entwickelte eine abstrahierende Formensprache. Unter dem verbindenden Glauben an eine “geistige” Dimension der Kunst bot diese Künstlergruppe verschiedenen formalen Ausdrucksmöglichkeiten Raum. Liebend gerne führe ich Sie durch diese weltberühmte Sammlung faszinierender Gemälde, Hinterglasmalerei und Skulpturen.
Mein Ausstellungsrundgang führt von den Anfängen früher Ölstudien Kandinskys und Münters zu den Murnauer Landschaftsbildern. Absolute Highlights sind die ikonisch farbstarken Gemälden wie “Blaues Pferd I” und “Der Tiger” von Franz Marc. Extra für die Ausstellung des „Blauen Reiters“ wurde ein neuer, spektakulärer Museumbau vom britischen Stararchitekt Sir Norman Foster in der direkten Nachbarschaft zum Königsplatz errichtet und 2013 eröffnet (Baukosten 56,5 Mio. EUR).
Der gebürtige Münchner Franz Marc hat den Tiger im Jahr 1912 gemalt. Das Tier kauert im Gebüsch und verschmilzt mit seiner Umgebung. Dort wirkt der Tiger weder besonders aggressiv noch bedrohlich, doch man spürt seine explosive Energie in jedem Pinselstrich und den kubistischen Formen.
Während meiner Führung erfahren Sie viel Wissenswertes zu den Orten, wo die Künstlergruppe unter Wassily Kandinsky und seine Weggefährten lebten und ihre farbenfrohe Werke schufen, die wir im Lenbachhaus bewundern. Die Ausstellung zeigt die Meisterwerke der Pioniere der abstrakten Kunst bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges 1914.
Die Städtische Galerie im Lenbachhaut zeigt zudem Bilder und Skulpturen aus der Zeit zwischen beiden Weltkriegen.
Lenbach House – The Blue Rider
The Lenbachhaus was built for the “painter prince” Franz von Lenbach in the 19th century. Today it houses paintings, sculptures of classical modern and contemporary art.
The „Lenbachhaus” reopened in May 2013 with its new building cladded in brass. The architect was the British star architect Sir Norman Foster (costs for the new part were roughly 56,5 million Euros). This art gallery is an architectural highlight and offers masterpieces of Munich artists at the beginning of the 20th century. In addition, there are different temporary exhibitions.
The Lenbachhaus is most famous for the large collection of paintings done by the expressionist community “Der Blaue Reiter” (“The Blue Rider“), which is unique in the world. The Blue Rider collection includes works of Wassily Kandinsky, Franz Marc, August Macke, Alexey von Jawlensky, Paul Klee, Alfred Kubin, Marianne von Werefkin and Gabriele Münter.
As this world famous collection is one of my favourite highlights I would be very pleased to take you around as your official tour guide of Munich.
Barbara Schoene, your tour guide in Munich
Gabriele Münter portraitierte Alexej von Jawlensky
Die aufregende und vor allem aufreibende Liebesgeschichte zwischen Kandinsky und Münter wird verfilmt
Das Künstlerpaar mit feschen Kleidern um 1906
Es ist eine toxische Liebesgeschichte. Gabriele Münter hat Wassily Kandinsky geliebt, zusammen haben sie die Welt bereits, in Murnau unvergessliche Sommer erlebt, auch mit Franz Marc und August Macke, mit denen sie die legendäre Gruppe “Der Blaue Reiseter” gründeten. Doch Kandinsky wendete sich ab von Gabriele, als der Erste Weltkrieg ausbricht, flüchtet er in die Schweiz und später nach Moskau.
Gabriele Mnter wird ihn nie wiedersehen. Kandinsky heiratet eine 30 Jahre jüngere Russin namens Nina. Gabriele Münter droht an ihrer Verbitterung zu zerbrechen. Während der schlimmen Kriegsjahre hat sie alle Frühwerke Kandinskys versteckt und gehütet wie ihr persönliches Eigentum. Als nach dem Krieg der Brief eines Rechtsanwaltes bei ihr eintraf, sie möge alle Werke von Herrn Wassily Kandinsky herausgeben, soll sie zurückgeschrieben haben: “Herr Kandinsky möge selber kommen”. Als verheirateter Mann hat sich Kandinsky das wohl nicht getraut, denn er hatte Gabriele Münter die Ehe versprochen. Die Courage der unglücklichen Künstlerin und einst Kandinsky’s erste Schülerin ist ein GLÜCKSFALL für München: so sind alle Frühwerke des Pioniers der abstrakten Malerei in München geblieben und wurden von Gabriele Münter der Stadt München zu ihrem 80sten Geburtstag vermacht und können im Lenbachhaus besichtigt werden.
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